Links & Books



A. Kirchliche Positionen zur Atombombe
(berichte & texte)

1948-2018 (Dokumentation)
Matthias Engelke / Reinhard Schmeer (Red.): Atomwaffen abschaffen. Kirchliche und außerkirchliche Stellungnahmen 1948-2018. GMÖ Niederrhein: Friedensvernetzung 2018. Kostenloser Download

1956
Außerordentliche Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (Spandau, 29.06.1956):
„Das Evangelium … verwehrt uns, mit der Wissenschaft Götzendienst zu treiben, ihrem Fortschritt den Menschen zu opfern und sie zur Herstellung von Massenvernichtungsmitteln zu mißbrauchen, die durch keinen Zweck geheiligt werden können.“ (Zitiert: Helmut Gollwitzer: Die Christen und die Atomwaffen. München 1957, S. 3)

1957
Evangelische Bischöfe in der DDR & Ev. Kirchleitungen Rheinland, Pfalz, Hessen-Nassau:
„Es gehört zu der Aufgabe der christlichen Verkündigung, alle Menschen davor zu warnen, daß sie durch Beteiligung an der Herstellung und Anwendung der modernen Massenvernichtungsmittel Gottes Gabe mibrauchen, Gottes Güte lästern und Gottes Ebenbild verraten.“ (Zitiert: Helmut Gollwitzer: Die Christen und die Atomwaffen. München 1957, S. 3)

1958
Die evangelischen „Bruderschaften“ in der Tradition der Bekennenden Kirche
(Anfang 1958):
Forderung, es solle eine bevorstehende Berliner Synode „als verbindliches Bekenntnis der evangelischen Kirche postulieren, dass ein Christ sich der Sünde schuldig macht, wenn er Atomwaffen plant, baut, lagert, mit ihnen hantiert oder sie gar anwendet“.
Spiegel-Bericht vom 18.03.1958.

1957
Der lutherische Theologe Helmut Gollwitzer über die „Teufelei“ (Zitat) der Atombombe:
„Solange das Kunststück nicht gelingt, von der Anwendung der ABC-Waffe zu zeigen, daß sie etwas andere als Massenmord sein kann, wird die Kirche nicht nur den Christen, sondern allen Menschen laut zu sagen haben, daß auf solchem Tun nie Gottes Segen liegen, daß mit ihm nur das Unheil geerntet werden kann, das man mit ihm abzuwehren hofft; sie wird nicht nur die Christen, sondern jeden Menschen davor warnen müssen, sich auch nur mit dem kleinen Finger daran zu beteiligen.“ (Helmut Gollwitzer: Die Christen und die Atomwaffen. München 1957, S. 43.)

1960
Dominikanerpater Franziskus M. Stratmann OP:
„Die Unerlaubtheit, Atombomben einzusetzen, die in ihrer Wirkung unkontrollierbar sind, gilt auch dann, wenn der Gegner sich ihrer bedient. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Wenn zugegeben wird, daß die unkontrollierbaren Vernichtungsmittel »in sich schlecht« sind (was unter den katholischen Moralisten auch die sagen, die die sogenannten taktischen Atomwaffen [Raketen] für erlaubt zu halten geneigt sind), dann werden die »ihrer Natur nach« schlechten Mittel dieser Natur nicht entkleidet, wenn sie zum Zweck der Verteidigung benutzt werden. Man darf Unrecht nicht mit Unrecht vergelten. […] Die Grenze, bis zu welcher die Mehrzahl der christlichen Moralisten die Entwicklung des Militarismus seit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht glaubte gewähren lassen zu dürfen, ist erreicht.“ (Stratmann, Franziskus M. OP: Thesen zum Gerechten und Ungerechten Krieg. In: Atomare Kampfmittel und christliche Ethik. Diskussionsbeiträge deutscher Katholiken, München 1960, S. 34-39. Wieder abgedruckt in: Höhn, Laurentius / Nauerth, Thomas / Spiegel, Egon (Hg.): Frieden als katholische Aufgabe. Leben und Werk von Franziskus M. Stratmann OP, Freiburg 2022, S. 269-276. 272.)

1962
Thomas Merton (USA):
“The most urgent necessity of our time is therefore not merely to prevent the destruction of the human race by nuclear war. Even if it should happen to be no longer possible to prevent the disaster (which God forbid), there is still a greater evil that can and must be prevented. It must be possible for every free man to refuse his consent and deny his cooperation to this greatest of crimes.” Die dringendste Notwendigkeit unserer Zeit besteht also nicht nur darin, die Vernichtung der Menschheit durch einen Atomkrieg zu verhindern. Selbst wenn es einmal nicht mehr möglich sein sollte, die Katastrophe zu verhindern (was Gott verhüten möge), gibt es noch ein größeres Übel, das verhindert werden kann und muss. Es muss jedem freien Menschen möglich sein, seine Zustimmung zu verweigern und seine Mitarbeit an diesem größten aller Verbrechen zu verweigern. (Thomas Merton: Nuclear War and Christian Responsibility. In: Commonweal, Feb. 6, 1962 [im selben Jahr auch: Original Child Bomb: Points for Meditation to Be Scratched on the Walls of a Cave, New York: New Directions].)

1982
Moderamen des Reformierten Bundes:
„Die Friedensfrage ist für uns eine Bekenntnisfrage. Durch sie ist für uns der status confessionis gegeben, weil es in der Stellung zu den Massenvernichtungswaffen um das Bekennen oder Verleugnen des Evangeliums geht. … Dieses Bekenntnis unseres Glaubens ist unvereinbar mit der Entwicklung, Bereitstellung und Anwendung von Massenvernichtungswaffen, die den von Gott geliebten und zum Bundespartner erwählten Menschen ausrotten und die Schöpfung verwüsten können.“
Textdokumentation und Darstellung zur Erklärung 1982.
(Bekräftigung im Jahr 2015)

1983
VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirche (ÖRK) 1983 in Vancouver:
„Wir glauben, dass für die Kirchen die Zeit gekommen ist, klar und eindeutig zu erklären, dass sowohl die Herstellung und Stationierung als auch der Einsatz von Atomwaffen ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellen und dass solches Vorgehen aus ethischer und theologischer Sicht verurteilt werden muss.“ (Kontext: Konziliarer Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung). Zitatquelle

1987
Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (22.9.1987):
„Kein Mensch und kein Staat darf das Zusammenleben der Menschen durch Geist und Logik der Abschreckung vergiften … In einer Welt mit Massenvernichtungsmitteln gibt es keine gerechten Kriege mehr.“ Dokument

2017
Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer am Internationalen Symposium zum Thema Abrüstung (10.11.2017):
„Daher ist auch unter Berücksichtigung der Gefahr einer unbeabsichtigten Explosion solcher Waffen – aus welchem Irrtum auch immer dies geschehen mag – die Androhung ihres Einsatzes sowie ihr Besitz entschieden zu verurteilen, gerade weil deren Vorhandensein in Funktion einer Logik der Angst steht, die nicht nur die Konfliktparteien betrifft, sondern das gesamte Menschengeschlecht.“ Redetext

2018
Evangelische Kirche im Rheinland fordert Abzug der Atomwaffen aus Deutschland:
Bericht und Synodentext
(Bekräftigung der landeskirchlichen Positionen am 15.01.2021: Dokument )

2019
Rede von Papst Franziskus in Hiroshima (November 2019):
„Schon der Besitz von Atomwaffen ist unmoralisch“.
Bericht Radio Vatikan

2019
EKD-Synode in Dresden, 10.-13. November 2019:
Dass „nur die völkerrechtliche Ächtung und das Verbot von Atomwaffen den notwendigen Druck aufbaut, diese Waffen gänzlich aus der Welt zu verbannen“.
Text der Kundgebung

2019
Katholische Kommission Justitia et Pax – Deutschland:
„Sie gelangt … zu dem Schluss, dass die bisherige moralische Duldung der Strategie der nuklearen Abschreckung … aufgegeben werden muss“.
Positionspapier Online

2021
„Ein Nein ohne jedes Ja zu Geist, Logik und Praxis atomarer Abschreckung“:
Ökumenischer Aufruf vom 1. Februar 2021 – Internetseite
(In der Tradition der staatsfernen kirchlichen Friedensarbeit in der DDR; inzwischen unterzeichnet von über 730 Menschen)

2023
Evangelisches Militärkirchenwesen Deutschland (ein trauriges Exempel):
Ermutigung an die Politik aus dem staatsnahen ev. Militärkirchenwesen, an der deutschen Atombombenteilhabe festzuhalten, auf Seite 46-49 dieser im Internet zugänglichen Publikation: Evangelische Militärseelsorge: „Maß des Möglichen.“ Ein Debattenbeitrag. Februar 2023. Download bei der Bundeswehr


B. Bücher & Artikel (auch online)

Stefanie A. Wahl / Stefan Silber / Thomas Nauerth / pax christi (Hg): Papst Franziskus – Mensch des Friedens. Zum friedenstheologischen Profil des aktuellen Pontifikats. Freiburg – Basel – Wien: Herder 2022. Leseprobe beim Buchverlag [239 Seiten]

P.B.: „Millionen Menschen erreichen schneller das Ewige Leben“ (kirchliche Atomwaffen-Debatte). In: telepolis, 24.10.2019. Online

Ulrich Frey: „Eine heute noch mögliche“ ethische Option ? Kirchlich-ethische Debatte zu Atomwaffen von den 1980er Jahren bis heute Nukleare Abschreckung. In: Friedensforum 6/2019. Online

Die Seelen rüsten. Zur Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge. Norderstedt: BoD 2019. Buchfassung oder als kostenfreier Reader (unten als PDF)

Peter Bürger: Hiroshima, der Krieg und die Christen. Düsseldorf: fiftyfifty 2005. Kostenfreie Online-Buchfassung [207 Seiten; weiterführendes Literaturverzeichnis]

P.B.: Manche Japaner sprachen von der „christlichen Bombe“. In: Telepolis, 06.08.2005. Online  

Heino Falcke: Vom Gebot Christi, dass die Kirche uns die Waffen aus der Hand nimmt und den Krieg verbietet. Stuttgart: Radius-Verlag 1986. [98 Seiten]


C. Initiativen (Internetseiten)

Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden – Zusammenschluss

Atomwaffen A-Z: Lexikon & Hintergründe

Atomwaffenfrei jetzt – Kampagne

Basisgruppen Bewegung Schweiz Übersicht

Christinnen & Christen sagen Nein zur Atomaren Abschreckung: Website

ICAN Deutschland: Website

Informationsstelle Militarisierung e.V. (IMI) – Themensseite Atomwaffen

Institut für Theologie und Politik Website

Internationaler Versöhnungsbund (dt. Sektion)

Kerk en vrede (Kirche & Frieden: Niederlande/Netherlands): Website

Kirche gegen Atomwaffen: Website

Ohne Rüstung leben: Website

pax christi: atomwaffenfrei jetzt Online

Wien: Widerstand gegen Atomwaffen – Website